Nachhilfe News Finnland: Sind die Schulen dort besser?

Stets schneidet Finnland in den PISA Studien besser ab als Deutsche Schulen. Der Nachhilfe News Blog Hamburg sucht Ursachen.

In Deutschland wird häufig Finnland als Parade-Beispiel für ein gut funktionierendes Schulsystem genannt und viele (mehr oder weniger) Berufene versuchen, daraus etwas für die Bundesrepublik Deutschland abzuleiten und zu übertragen: Die Ganztagsbeschulung, der einheitliche oder der gemeinsame Unterricht in nur einer Schulform, um nur zwei Aspekte zu nennen.

Früher hatte Finnland ein starres, mehrgliedriges Schulsystem nach deutschem Vorbild. Die demoskopische Entwicklung (geringere Schülerzahlen) und ein auch damit verbundener Umbau des Schulsystems begann in Finnland schon in den 70er Jahren. Ein Schulsystem mit 3 Schularten in der Sekundarstufe I zu unterhalten, kostet einen Staat immer viel Geld… Finnland hat auch – im Vergleich zu Deutschland – eine um ein Vielfaches geringe Bevölkerungsdichte, was dieses Problem noch verschärfte.

Auch deshalb sind Klassen in Finnland kleiner (max. 20 Schüler) 🙂

Finnland hat einen geringeren Anteil von fremdsprachlichen Migranten als die Bundesrepublik: ca. 2% in Finnland zu bis zu 30% in Deutschland. Damit existiert das Problem der Sprachbarriere durch nicht beherrschte Landessprache(-n) in Wort und Schrift in Finnland faktisch nicht.

Eine „Gesamtschule“ wie in Deutschland gibt es in Finnland allerdings auch nicht: Hier wird – auch räumlich (!) – schulisch geteilt zwischen Unterstufe (Klassen 1-6) Oberstufe (Klassen 7-9) und der „Luskio“ (= gymnasiale Oberstufe ab Klasse 10, wo der Schüler nach 2 bis 4 Jahren sein Abitur machen kann). Finnland kennt übrigens nur das Zentralabitur: Die Aufgaben werden zentral gestellt und auch zentral korrigiert und bewertet ;-).

Die Lehrerauswahl in Finnland läuft völlig anders als in Deutschland. Bereits vor Beginn des Studiums wird dort geprüft und selektiert, es dürfen nur die besten der Abitur-Jahrgänge teilnehmen und sich bewerben:

Die Auswahl läuft zunächst über ein landesweites Screening (300 Fragen), dann übernehmen die Universitäten mit weiteren Tests, Befragungen zur eigenen Motivation und Assessment Centern mit Lehrproben der Studienanwärter. Erst dann werden die Studienplätze an die Gewinner vergeben: Nur etwa 10% der Lehramtsstudiums-Bewerber überhaupt schaffen diese Vorauswahl (Quelle: Attracting, Developing & Retaining Teachers. Background Report for Finland, Mc Kinsey Group 2008)

Die universitäre Ausbildung verläuft dann in mehreren Stufen:

Klassenlehrer, die alle Fächer in den Gesamtschulstufen 1–6 unterrichten und auch im Vorschulunterricht tätig sein können
• Kindergartenlehrer, die im Grundunterricht oder als Vorschullehrer in Kindergärten arbeiten können
• Fachlehrer, die ein Hauptfach oder mehrere Fächer in den Gesamtschulstufen 7–9, in der gymnasialen Oberstufe, in der Berufs- oder der Erwachsenenbildung unterrichten können
• Sonderschullehrer und Sonderkindergartenlehrer, die Schüler mit speziellen Bedürfnissen unterrichten
• Schüler- / Studienberater, die in Gesamtschulen und gymnasialen Oberstufen in Fragen des Unterrichts und der Berufswahl beraten

Die Steuerung des Schulwesens läuft in Finnland zentral über das Zentralamt für Unterrichtswesen, die Schulen genießen jedoch ein hohes Maß an Verwaltungsautonomie im Rahmen der zentralstaatlichen Vorgaben.

Lesen und die Schaffung von Lesekompetenz bei Schülern hat in Finnland traditionell einen hohen Stellenwert: Die finnischen Schüler gehören zu den besten Lesern der Welt.

Wer sich näher für das finnische Schulsystem und die Schulgesetze interessiert, dem seien die Seiten www.edu.fi und für die Schulgesetzgebung Finlex.fi empfohlen.

Der Nachhilfe News Blog Hamburg grüßt mit einem freundlichen Hyvää Paivää 🙂

Veröffentlicht von

Dr. Kai Pöhlmann

Dr. Kai Pöhlmann ist Inhaber der ABACUS Nachhilfe Institute Hamburg und Kreis Pinneberg und Gründer des ersten ABACUS-Nachhilfeinstitutes nördlich der Isar. Google+

6 Gedanken zu „Nachhilfe News Finnland: Sind die Schulen dort besser?“

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