Kommt Jungen-Förderung an Schulen zu kurz?

In der Presse wird in letzter Zeit viel über die „Frauenlastigkeit“ in der Kindererziehung, Kita-Betreuung und Grundschulpädagogik berichtet. Das „Hamburger Abendblatt“ tonierte, dass die Jungen-Förderung in Kitas und an Grundschulen zu kurz kommt und machte die geringe Männerquote beziehungsweise die hohe Frauenquote als eine der Ursachen aus: 85% der Grundschul-Lehrer(innen!) sind weiblich.

Welch eine Erkenntnis… Es liegt in der Natur der Sache, dass das weibliche Geschlecht die ersten direkten Bezüge zu Kindern hat, weshalb hier auch in den ersten Monaten und Jahren von Seiten der Frauen eine intensive Bindung zu (Klein-)Kindern entsteht. Mit der Wirkung, dass es gerade in den Säugling / Kleinkind / Kind-Betreuungsberufen eher frauenlastig zugeht. Dies ist auch nur natürlich. Ebenfalls Frauen übernehmen dann in der Krabbelgruppe, der Kita und der Grundschule die Rolle der „Ersatzmutter“, der ersten Bezugsperson für Kinder in den ersten Lebensjahren.

Der Mann kommt (üblicherweise) – in traditioneller Rolle – erst später bewußt „ins Spiel“.

Interessant hierbei ist jedoch, dass Kinder bis zum Eintritt in die Adoleszenz (12-20 Jahre) überhaupt kein wirkliches Geschlechterbewusstsein haben… Und dann auch nur, wenn es durch die Familien-Sozialisation vorgegeben wird. Schon in einem unserer früheren Blog Artikel haben wir über die Geschlechterrolle in der Unterweisung geschrieben.

Kinder ordnen Rollen, Tätigkeiten und Handlungen bestimmten Personen zu, nicht einem bestimmten Geschlecht. Wenn ein Mann stillt, tröstet und kuschelt und die Frau mit dem Kind spielt und tobt, läuft dass Kleinkind bei Wehwehchen eben zum Papa und nicht zur Mama…

Selbst in der Schule werden Tätigkeiten (der Fachunterricht) und die entsprechende Vermittlung – und nicht das Geschlecht – miteinander verbunden: Wenn der Mathelehrer blöd ist, ist Mathe blöd. Ist der Englischlehrer cool, ist Englischunterricht cool… das Gleiche passiert, wenn die Lehrer weiblichen Geschlechtes sind.

Eine Trennung der Geschlechter im Schulunterricht, sei es also auf Seiten der Lehrer und Lehrerinnen oder der Schüler und Schülerinnen ist weder notwendig noch strategisch besonders intelligent: Es würde eher alte, überholte Rollenbilder von Mann und Frau wieder aufbrechen lassen und die Gleichberechtigung der Geschlechter auf Dauer schlicht untergraben.

Ein besserer Weg wäre, Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen in der Ausbildung mehr Kurse / Scheine in Entwicklungspsychologie machen zu lassen, damit sie dann in der Betreuung / Unterweisung das nötige fachliche „Rüstzeug“ haben, um auf die alterklassentypischen, unterschiedlichen Entwicklungsstadien von Mädchen und Jungen besser eingehen zu können.

Sicher kann man generell zum Beispiel sagen, dass Mädchen früher als Jungen eine soziale Kompetenz entwickeln und den Jungen bei gleichem Alter teilweise bis zu 2 Jahre voraus sind. Die logische Konsequenz wäre danach, Mädchen 2 Jahre vor den Jungs einzuschulen :-).

Da ist es doch besser, wenn Jungen und Mädchen zusammen bleiben und frühzeitig die jeweils anderen Präferenzen des anderen Geschlechtes wahrnehmen, einordnen und respektieren lernen. Gerade bei dem gesellschaftlichen Trend zur Ein-Kind-Familie kann man, bei verankerter Gleichberechtigung der Geschlechter im Grundgesetz, gar nicht früh genug damit anfangen…

Besser schulen muss man dann unter Umständen die Pädagogen, dass Jungen und Mädchen bei gleichem Alter und Herkunft unterschiedliche Präferenzen haben und wie ich in einer Spiel- oder Lerngruppe damit umgehen und darauf eingehen kann.

Veröffentlicht von

Dr. Kai Pöhlmann

Dr. Kai Pöhlmann ist Inhaber der ABACUS Nachhilfe Institute Hamburg und Kreis Pinneberg und Gründer des ersten ABACUS-Nachhilfeinstitutes nördlich der Isar. Google+

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